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Der Stadtteil Rahlstedt
ist ein Zusammenschluss der alten Dörfer Altrahlstedt, Neurahlstedt, Meiendorf und Oldenfelde sowie der neu dazugekommenen
Ortsteile Hohenhorst, Rahlstedt-Ost, Großlohe und hat sich schrittweise zum einwohnerreichsten Hamburger Stadtteil
entwickelt.
Mit Errichtung eines Bahnhofes 1893 (Hamburg-Lübeck) sowie der elektrischen Kleinbahn "Alt-Rahlstedt-Volksdorf-Wohlkdorf"
wurde der ländliche Ort für Besserverdienende und höhere Beamte aus Hamburg erstmals
interessant. Ganze Straßenzüge entstanden um die Jahrhun- dertwende, deren Villen-Gebäude für Rahlstedt heute nboch sehr typisch sind.
Aus den zahlreichen Rahlstedter Kirchen ist die mit ihren ältesten Teilen aus Feldsteinen errichtete Alt-Rahlstedter Kirche aus dem 13.
Jahrhundert hervor zu heben. Das Zentrum Rahlstedts an der Rahlstedter Bahnhofstraße /Schweriner Str. wurde saniert. In der
Fußgän- gerzone findet regelmäßig der Wochenmarkt statt. Historische Geschäftshäuser, moderne Gebäude mit Einkaufspassagen
(EKZ Arcaden-Rahlstedt) prägen diese Stadtteilmitte; der kleinstädtische Charme Rahlstedts hat sich dabei erhalten.
Südlich des Stadtteilzentrums liegt, in der Nähe des Wandse-Laufs, das in den 80er-Jahren erbaute Ortsamt Rahlstedt, das Rathaus
für diesen großen Stadtteil der mit einem umfassenden Angebot vom Einfamilienhaus der Gründerzeit bis zum Geschosswohnungsbau
der 90er-Jahre aufwarten kann. Etliche größere Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus (Hohenhorst, Rahlstedt-Ost, Großlohe,
Wildschwanbrook) sind in den 60er- und 70er-Jahren entstanden. Sie wurden in den letzten Jahren umfassend modernisiert zur
Verbesserung der örtlichen Wohn- und Lebensbedingungen.
An der Grenze zu Farmsen-Berne liegt ein weiteres neues Wohngebiet, die "Rahlstedter Höhe". Hier wurden auf dem Gelände der
ehemaligen Boehn-Kaserne rd. 1800 Wohnungen, eine Schule, Kindertagesheime, ein Seniorenheim und ein kleines Einkaufszentrum
errichtet. Als weiteres großes Wohngebiet hat sich auf der Fläche der ehemaligen Graf-Goltz-Kaserne, an der Sieker Landstraße, die
neue "Gartenstadt Boltwiesen" entwickelt, mit etwa 500 neuen Reihenhäusern. Auf einem Teil des ehemaligen Schießplatz am Höltigbaum ist ein
städtisches Gewerbegebiet entstanden, südlich davon an der Sieker Landstraße entwickelt sich das erfolgreiche private Gewerbegebiet
"Merkurpark".
Die Grünflächen (Spielplätze) und Parkanlagen; am Wandse-Lauf, die Boltwiesen, dem Liliencron-Park mit Denkmal, rund um den Rahlstedter
Uferweg (Wandse), dem Pulverhofs-Park mit gr. Teich, sowie der "Wehlbrook-Forst" zwischen Rahlstedter Dorfplatz und Wehlbrook und das
Gebiet Am Hegen u.v.m., sind Oasen der Ruhe und Erholung. Aus dem ehemaligen Truppenübungsplatz Höltigbaum
ist inzwischen ein großes Naturschutzgebiet geworden, in Nachbarschaft mit dem Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal.
In diesem weit nach Schleswig-Holstein hineinreichenden Raum (NSG) gibt es eine Vielzahl seltener und schützenswerter Pflanzen und Tiere,
ideal für Wanderungen, Radtouren, zum verweilen und entdecken der Natur.
Durch die NSG und Rahlstedt fließt die in der Nähe der Ortschaft Siek (Kreis Stormarn) entspringende Wandse mit ihren Nebenflüssen (u.a. Rahlau,
Stellau und Stellmoorer Quellfluss). Die neben den Flüssen auffälligsten Geländemerkmale finden sich als Überreste der letzten Eiszeit in
den beiden Naturschutzgebieten Stellmoorer Tunneltal und Höltigbaum. Urwaldähnliche Bewaldung - halboffene Weidelandschaft,
Auen und Feuchtwiesen - weite Hügel- Steppen- und Graslandschaften. Die beiden Naturschutz-Gebiete sind hervorragend geeignet
um ein paar Stunden in ungestörter Natur genießen zu können. Im Stellmoorer Tunneltal gibt es Reit- und Wanderwege, im Höltigbaum
laden die breiten Betonstraßen (aus Zeiten der militärischen Nutzung) zum Inlineskaten ein u.v.m..
Der störende Bahnübergang am Bahnhof Rahlstedt wurde endlich durch einen Tunnel in der Amtsstraße ersetzt.
Durch Rahlstedt verläuft die Bundesstraße 75, Parallel dazu verläuft die Bahnstrecke Lübeck–Hamburg
mit dem Bahnhof Rahlstedt, an dem Regionalzüge der Linie R10 halten, seit längerem im Gespräch ist der Bau einer S-Bahn-Linie S4.
Ferner ist der Stadtteil mit annähernd 20 Buslinien des öffentlichen Nahverkehrs (Betrieben durch den Hamburger Verkehrsverbund - HVV)
verbunden.
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Die Rundreise durch den Bezirk:
Rundfahrt: von Farmsen-Berne - über Rahlstedt -
weiter nach Volksdorf
Auszug aus der Geschichte:
Altrahlstedt -
Die erste urkundliche Erwähnung als Radoluestede erfolgte 1248 (Altrahlstedt). Der Name verweist auf eine Gründung als sächsische
Siedlung, die Nachsilbe -stede bezeichnet einen Standort auf sicherem Boden. Rahlstedt lag jenseits der östlichen Grenzen Hamburgs,
gehörte zum Herzogtum Holstein unter dänischer Krone und fiel 1864 an Preußen.
Die aus der Anfangszeit des Ortes stammenden "Kirche Alt-Rahlstedt", zwischen der Pfarrstraße und dem Fluss Wandse
- 1248 zum ersten Mal urkundlich erwähnt - ist eines der ältesten Kirchengebäude - älteste südstormanische Kirche - im norddeutschen Raum
(ihre ältesten Teile stammen wahrscheinlich aus dem späten 12. Jahrhundert, unter dem Chor fanden sich Hinweise auf einen Vorgängerbau),
und war Zentrum eines sehr großen Kirchspiels. Im 14. Jahrhundert erwarb das Hamburger
Domkapitel große Teile des Ortes. Im 16. Jahrhundert kam es zum alten landesherrlichen Amt Trittau. Im Dreißigjährigen Krieg quartierten
sich 1627 die Feldherren der Katholischen Liga Tilly und Wallenstein in Alt-Rahlstedt ein.
Wegen seiner Lage an der Landstraße von Hamburg nach Lübeck hatte das Dorf in den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts durch Übergriffe
sehr zu leiden. 1865 erhielt Altrahlstedt Anschluss an die neu angelegte Eisenbahnstrecke Hamburg-Lübeck.
Die Eröffnung des Rahlstedter Bahnhofes 1893 sowie die am 29. September 1904 in Betrieb gehende elektrische Kleinbahn "Alt-Rahlstedt–Volksdorf"
- am 9. Mai 1907 bis Wohldorf verlängert (deren Restbetrieb 1961 endete) - hatte zur Folge das Alt-Rahlstedt einen regen Aufschwung erlebte
in der Ansiedlung von betuchten Hamburgern, so dass aus dem Bauernort ein Hamburger Villenvorort wurde. Prominentester Bürger war der Dichter
Detlev von Liliencron († 22. Juli 1909 in Alt-Rahlstedt), der hier seinen Lebensabend verbrachte.
Neurahlstedt - die erste urkundliche Nennung des als Rundlingsdorf gegründeten Ortes erfolgte 1288.
Nach dem Bau der Chaussee Hamburg-Bad Oldesloe-Lübeck 1843 geriet es in Abseitslage, da die alte
Landstraße Hamburg-Braak-Siek-Lübeck an Bedeutung verlor. Nach 1933 wurden wegen Kasernenbauten
und einer Schießanlage Zwangsenteignungen durchgeführt.
In Neu-Rahlstedt ist noch ein alter Dorfkern erhalten - Rahlstedter Dorfplatz - , der aufgrund seiner
heutigen Hufeisenform entfernt an einen Rundling erinnert, er wurde 1985 unter Milieuschutz
gestellt. In unmittelbarer Nähe des Dorfplatzes steht die 1961 erbaute Martinskirche. Mit ihrem architektonisch
bemerkenswerten Zeltdach und dem auffälligen weißen Anstrich weist sie stilistische Anklänge an die
von Le Corbusier 1955 erbaute Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut bei Ronchamp auf.
Meiendorf - wurde 1314 erstmalig urkundlich genannt. Seit 1333 befand es sich größtenteils im Besitz des
Hamburger Domkapitels. 1576 gehörte es wieder zu Holstein, und zwar zum Amt Trittau. Von 1750 bis 1753 war es
von Holstein an Hamburg verpfändet. Als die Chaussee von Wandsbek nach Lübeck 1843 durch Meiendorf gebaut wurde,
verlegten die Bauern ihre Hofgebäude an die Straße. Bei seiner Eingemeindung 1927 in die Großgemeinde Rahlstedt war
er Ort noch weitgehend von der Landwirtschaft geprägt.
Sensationelle Funde in den 1930er Jahren, im Meiendorfer Teil des Stellmoorer Tunneltals,
haben dem Ort in der Vorgeschichts-Forschung weltweit bekannt gemacht. Funde von Feuersteinwerkzeugen,
Tierkopfgravuren und Gerätschaften aller Art aus Rentiergeweihen und -knochen dokumentieren, dass vor etwa 14.000
bis 16.000 Jahren Nomaden den Herden der Rentiere bis an den Rand der Vereisungszone folgten, sie jagten und besaßen
auf dem Gebiet des heutigen Meiendorfs einen Lagerplatz Zum damaligen Zeitpunkt bestand Meiendorf aus Tundrasteppe.
Meiendorf ist hinsichtlich des Wohnungsbestandes gemischt, besteht größtenteils aus Einzelhäusern, vereinzelt finden sich
insbesondere nahe dem alten Dorfkern auch Häuser aus der Gründerzeit.
Oldenfelde- In einer Urkunde von 1296 wurde der Ort erstmals urkundlich angesprochen.
Im 13. und 14. Jahrhundert war es unter anderem im Besitz des Kloster Herwardeshude (Harvestehude) und des
Hamburger Domkapitels. Von 1326 bis 1750 gehörte Oldenfelde zum Amt Trittau. In der Zeit von 1750 bis 1773 war
es Hamburger Pfand. Bis zum 16. Jahrhundert gab es eine Wassermühle. Die Bahnlinie Hamburg-Lübeck führte ab 1865
zur Ansiedlung neuer Bürger, verstärkt wurde der Zuzug durch die Kleinbahn Altrahlstedt-Volksdorf ab 1904. Als
1920 die Walddörferbahn mit den Stationen Farmsen und Berne den Betrieb eröffnete, setzte eine
weitere starke Ansiedlung ein. Ein historischer Dorfkern besteht nicht mehr. Heute ist Oldenfelde sowohl
von Einzelhausbebauung als auch von Geschossbauten geprägt.
1927 wurden die Ortschaften: Altrahlstedt - Neurahlstedt - Meiendorf - Oldenfelde sowie Teile Tonndorf-Lohe und Jenfeld zur
preußischen Gemeinde "Rahlstedt" zusammengeschlossen und kamen nach dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937 zu Hamburg.
Seit den 1930er-Jahren war Rahlstedt ein bedeutender Garnisonsstandort in Hamburg
mit drei Kasernen (Lettow-Vorbeck-Kaserne, Boehn-Kaserne, Graf-Goltz-Kaserne und einem Standortübungsplatz (Höltigbaum).
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und ausgebombte
Hamburger im Stadtteil an. Durch die Bildung der Ortsteile (geplant und gebaut) in den 1960er-Jahren: Hohenhorst,
Rahlstedt-Ost sowie zunächst Großlohe-Nord und ab 1964 schließlich auch Großlohe-Süd, wurde Rahlstedt erheblich vergrößert.
Diese Bereiche waren einst „Kuhkoppeln“ und wurden mit planmäßig angelegten Wohnanlagen und so genannten Plattenbauten
bzw. Montagebauten und einigen Hochhäusern überbaut, daneben gibt es auch große Gebiete mit Reihenhaus- und
Einzelhausbebauung (Meiendorf und Oldenfelde). Damals waren diese neuen Ortsteile Rahlstedts so etwas wie
eine Trabantenstadt, Wohnraum wurde dringend benötigt. Viele Hamburger, die bei der Hamburger Sturmflut 1962 am 16. und 17.
Februar obdachlos wurden, zogen in die Neubaugebiete. Zwar hatte Rahlstedt längst vor der Flutkatastrophe angefangen zu
wachsen, die Ereignisse beschleunigten jedoch das Wachstum.
In den 1990er-Jahren wurden fast alle militärischen Einrichtungen in Rahlstedt geschlossen und in Wohngebiete umgewandelt,
so zum Bsp. die "Rahlstedter Höhe" (Böhn-Kaserne) und die "Gartenstadt Boltwiesen" (Graf-Goltz-Kaserne). Der
ehemalige Standortübungsplatz Höltigbaum wurde zum Naturschutzgebiet, ein kleiner Teil davon
zum Gewerbegebiet Höltigbaum. Eine Gedenktafel erinnert seit 2003 an die 330 Exekutionen aufgrund von
Militärgerichtsurteilen im Zweiten Weltkrieg.
Am 31.12.2011 wohnen im Stadtteil 86.304 Personen auf 26,6 km²
(Textanteile von Georg-Wilhelm Röpke und Helmut Fricke / Aktualisiert von PJ)
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